Was noch in den 1990er Jahren undenkbar war, ist mittlerweile Alltag: Ganze Bevölkerungsgruppen verlassen den Boden der gemeinsamen Wirklichkeit, kehren bisherigen politischen Narrativen den Rücken zu oder bestreiten gar die Gültigkeit wissenschaftlichen Wissens. Nach drei Dekaden der Konsenskultur kommt es erneut zu Prozessen der Re-Politisierung - allerdings in einem für Liberale befremdlichen Rahmen. Politik fördert nicht länger nur Interessen, sondern definiert auch Identitäten. Wir wissen, wer wir sind, wenn wir wissen, wer wir nicht sind - und vor allem: gegen wen wir sind. Cornelia Koppetsch sieht die Ursachen für diesen Mentalitätswandel in einer Neuausrichtung westlicher Gesellschaften von einer im nationalen Rahmen verankerten Industriemoderne hin zu einer Ordnung, die sie als globale Moderne untersucht.
Cornelia Koppetsch (Prof. Dr. phil.), geb. 1967, ist Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt »Bildung, Geschlechterverhältnisse und Lebensführung« an der TU Darmstadt. Sie studierte Psychologie, Soziologie und Philosophie in Gießen, Hamburg und Berlin. Nach ihrem Diplom in Psychologie promovierte sie in Soziologie bei Martin Kohli im Graduiertenkolleg »Gesellschaftsvergleich« an der Freien Universität Berlin. Wissenschaftliche Stationen waren außerdem die University of Chicago, die Universität Lüneburg (Habilitation), die Humboldt-Universität zu Berlin sowie die Universität Jena. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Familie, Geschlechterverhältnisse und Sozialstruktur, Wandel von Arbeit und Lebensführung sowie Expertenkulturen im Wandel. |